Zurück zum Blog

Die Brücke stellt sich vor


Elisabeth Pammersberger leitet das Stammhaus der Brücke in Bad Ischl. Im Gespräch erzählt sich von "ihren" Mädchen, der Zusammenarbeit mit der dm Filiale und was jeder Mensch tun kann, um andere in schwierige Situationen zu unterstützen.

Was genau macht die Brücke? Für wen ist die die Brücke da?
Die Brücke ist eine Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe. Mädchen, im Alter von 13 Jahren bis zur Volljährigkeit – und bei Freiwilligkeit maximal noch ein Jahr darüber hinaus – werden stationär bei uns untergebracht, wenn von der Kinder- und Jugendhilfe (KJH) eine Kindeswohlgefährdung festgestellt wurde. Wir sind dann sozusagen „erziehungsberechtigt“ und für die Jugendlichen verantwortlich. Für Ausbildung und Freizeitgestaltung, kurzum für alles, wofür wir auch bei unseren eigenen Kindern verantwortlich sind. Dazu kommt noch die Aufgabe, die therapeutische Aufarbeitung der oft belastenden Vergangenheit zu begleiten.

Wie und warum kommen Mädchen in die Brücke?
Die Mädchen kommen ausschließlich über die Kinder- und Jugendhilfe (KJH), früher Jugendwohlfahrt genannt, in die Brücke. Von dieser wird der Aufenthalt auch bezahlt. Entweder gehen also die Eltern zur KJH und geben dort an, dass sie Hilfe brauchen, oder die Jugendlichen gehen dorthin und meinen, sie möchten nicht mehr heim, oder aber auch Lehrer machen eine Meldung… In irgendeiner Form wurde jedenfalls die KJH auf die Familie aufmerksam. Sie bietet dann Hilfe in Form von Beratung, ambulanter Unterstützung oder Ähnlichem an. Erst wenn das alles nicht hilft und im Herkunftssystem keine Ressourcen mehr gesehen werden, kommt es zu einer stationären Aufnahme in einer Einrichtung. Die Brücke ist genau so eine Einrichtung.

Welche negativen Begleitumstände oder Faktoren beobachten Sie immer wieder bei den von Ihnen betreuten Mädchen?
Wir haben es hier in erster Linie mit traumatisierten Jugendlichen zu tun. Mädchen, die Gewalt in jeder Form erleben mussten, körperliche Gewalt, seelische Gewalt und/oder sexuelle Gewalt. Oft liegen auch psychiatrische Diagnosen vor. Die Verarbeitung dieser traumatischen Erlebnisse zeigt sich bei jedem Mädchen anders.

Wie wirken Sie diesen entgegen?
Mit begegnen den Mädchen mit Verständnis und Geduld und versuchen eine stabile Beziehung auf zu bauen. Die tatsächliche Therapie und ein wertschätzendes Zuhören sind ebenso wichtige Faktoren.

Gibt es Aktionen, Handlungen oder Denkweisen mit denen jeder einzelne solche Jugendlichen unterstützen kann?
Genau solche Aktionen wie sie Frau Weidt anbietet, brauchen die Mädchen. Nämlich nicht in erster Linie Geld, sondern das Angebot, sich selbst einzubringen. Da Frau Weidt ein sehr erfolgreiches und erfülltes Leben führt, eignet sie sich natürlich auch als Vorbild, was man trotz allem schaffen kann.

Wie sieht der weitere Weg der Mädchen aus? Wie bzw. wie weit begleitet die Brücke die Mädchen?
Die Brücke besteht aus dem Stammhaus mit einer rund um die Uhr Betreuung. Wenn die Mädchen schon selbstständiger sind, ziehen sie in eine Außenwohnung. Dort ist Herr Mag. Aglassinger, mein Mann, der Leiter. Die Mädchen lernen den Haushalt zu führen, machen ihre Ausbildung fertig, machen den Führerschein und wir sparen gemeinsam mit ihnen Geld für sie an. Im letzten Jahr hatten wir drei Maturantinnen! Wenn die Ausbildung fertig ist, werden die Jugendlichen noch in die Selbstständigkeit begleitet (Wohnung suchen und einrichten, Job suchen etc.).Im besten Fall führen sie dann ohne uns ein gutes Leben. Insgesamt kann man sagen, je länger die Mädchen bei uns in Betreuung sind, desto besser sind die Ergebnisse. Allerdings spielt bei der Verlängerung der Betreuung auch der Kostenfaktor eine Rolle, besonders wenn die Jugendlichen schon volljährig sind.

Die Zusammenarbeit mit der dm Filiale in Bad Ischl besteht ja schon länger - wie kam es dazu?
Begonnen hat alles mit der Tatsache, dass Mädchen der Brücke sich in der dmFiliale nicht so verhalten haben, wie man sich das erwarten würde. Frau Weidt, die Filialleiterin, wollte es nicht beim üblichen Procedere belassen – das ohnehin leider nicht hilft.Sie wollte der Sache auf den Grund gehen und hat Kontakt mit den Mädchen aufgenommen. Ihre engagierte und emphatische Zugangsweise zu den Mädchen, hat gleich eine Annäherung bewirkt. So hat sich ein loser Kontakt ergeben. Die Mädchen bekommen Geschenkpackerl zu Weihnachten und zu Ostern. Heuer zu Ostern kommt eine Mitarbeiterin der dm Filiale mit Frau Weidt in die Brücke und zeigt den Mädchen, wie man sich richtig schminkt und auch abschminkt. Als dann das {miteinander} Projekt ausgeschrieben wurde, haben Frau Weidt und ich beschlossen, auch einzureichen.

Sie planen einen gemeinsamen Kräutergarten. Wer hatte die Idee?
Die Idee stammt von Frau Weidt. Das Projekt besteht ja aus zwei Teilen:
Zuerst pflanzen wir zusammen mit den Lehrlingen vom dm den Kräutergarten und dann, rund zwei Monate später, ernten wir. Die Lehrlinge vom dm zeigen uns, wie man Tees macht und Salben, wie also die Produkte des Gartens verarbeitet werden.

Welche Ziele verfolgen Sie mit dem gemeinsamen Kräutergarten? Welche Überlegung steckt dahinter?
Es geht um Zusammenarbeit, auch und besonders von den Jugendlichen. Sich besser Kennenlernen, die Lebenswelt des Anderen sehen. Es geht darum, etwas Wachsen zu sehen, im Kontakt mit der Natur zu sein, nicht nur etwas Fertiges zu kaufen, sondern etwas selbst herzustellen. Die Jugendlichen gehen auch sorgsamer mit den Sachen um, wenn sie es selbst gebaut oder hergestellt haben.

Verständnis, Zuhören und Geduld - mit diesen Mitteln baut das Team der Brücke eine Beziehung auf.
Elisabeth Pammersberger erzählt von der Arbeit der Brücke.
Gemeinsame Erlebnisse und Herausforderungen stärken das Selbstvertauen und den Zusammenhalt.
Top