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Mit dem Rollstuhl ans Gemüsebeet

Am 10. April wurde in der Tagesstätte „Die Vier Jahreszeiten“ fleißig geackert. Im Interview erzählen Bettina Sames, dm Mitarbeiterin im Atrio in Villach, Astrid Fior, Standortleiterin der Tagesstätte „Die Vier Jahreszeiten“ in Villach-Landskron und Franz Warum, kaufmännischer Leiter der Tagesstätte „Die Vier Jahreszeiten“ wie es zur Zusammenarbeit mit dm kam, was im Vorfeld bei der Planung berücksichtigt wurde und wie der erste Aktionstag verlief.
Übergabe des dm Spendenschecks an die Tagesstätte "Die Vier Jahreszeiten".
dm Mitarbeiterinnen und Klienten der Tagesstätte beim Bepflanzen der rollstuhlgerechten Hochbeete.

© dm/Stefan Köchel, stefankoechel.com


Wie kam es zur Idee, den Garten mit rollstuhlgerechten Hochbeeten auszustatten?

Astrid Fior: Wir haben jedes Jahr in der Tagesstätte ein Jahresthema. Dieses gestalten wir zusammen mit den Klienten der Tagesstätte. Für 2019 ist es der „Garten im Jahreskreis“. Da wir zwei nicht-rollstuhlgerechte Hochbeete haben beziehungsweise hatten, wollten wir diese gleich zu Beginn umgestalten. Wir möchten den Klienten damit einen direkten und einfachen Kontakt zur Natur ermöglichen.

Wie haben Sie von der dm {miteinander}-Initiative erfahren?

Franz Warum: Einen Garten neu anzulegen kostet bekanntlich Zeit und Geld. Daher waren wir auf der Suche nach einer Finanzierungsmöglichkeit. Als Verein leben wir unter anderem auch von Spenden. Unser Ziel ist es, diese Spenden eins zu eins unseren Klienten zugutekommen zu lassen und damit Projekte zu finanzieren, die sonst nicht möglich wären. Von der dm {miteinander)-Initiative haben wir über Frau Sames und über die Website von dm-drogeriemarkt erfahren.


Wie sind Sie auf die Idee gekommen die Tagesstätte „Die Vier Jahreszeiten“ zu kontaktieren?

Bettina Sames: Franz Warum und ich kennen uns seit mehreren Jahren. Unter anderem haben wir beim Villacher Sozialadvent zusammengearbeitet. Nachdem ich vom dm {miteinander}-Projekt erfahren habe, war für mich klar, dass ich Franz Warum und dem Tagesstätten-Team meine Hilfe anbieten werde.

Wer hat beim Planen des Gartens mitgeholfen?

Franz Warum: Bereits in der Vorbereitung war das ganze Team der Tagesstätte involviert. Besprochen wurde vor allem, was wir wann und wo anpflanzen können. Damit unsere Klienten mit dem Rollstuhl direkt ans Gemüsebeet fahren können, beauftragten wir die Tischlerei Eicher, zwei neue, rollstuhlgerechte Hochbeete zu bauen. Denn die alten Hochbeete konnten mit dem Rollstuhl nicht unterfahren werden. Und wir freuen uns ganz besonders über das ehrenamtliche Engagement der dm Mitarbeiterinnen.

Was wurde bei der Gartenplanung und bei den rollstuhlgerechten Hochbeeten berücksichtigt?

Astrid Fior: Die rollstuhlgerechten Hochbeete sollten so gebaut werden, dass man sitzend, ob mit oder ohne Rollstuhl, arbeiten kann. Alles sollte aus Naturmaterialien bestehen. Die Hochbeete sind jetzt aus robustem Lärchenholz. Das Kräuterbeet wird aus Natursteinen gemacht. Außerdem legen wir sehr viel Wert auf den Anbau von regionalen und saisonalen Produkten. Denn die „gesunde Jause“ mit selbstgemachten Köstlichkeiten wie Sirupe, Marmeladen, Pesto, Eingelegtes, Öle und Essige ist ein wesentliches Prinzip unserer Tagesstätte. Grundsätzlich wird sich die Arbeit im Garten über das ganze Jahr erstrecken und die Klienten werden immer dabei sein: egal ob Aussaat, Ernte oder Verarbeitung.

Wie organisierten Sie die Gartenarbeit mit Ihren Klienten?

Astrid Fior: Aufgrund unseres Betreuungsschlüssels setzt sich das Team aus acht Mitarbeitern und zwölf Klienten zusammen. Mit dieser intensiven Betreuung können wir sicherstellen, dass sich jeder Einzelne persönlich und individuell entfalten kann. Für die Gartenarbeit wurden die Klienten in zwei Gruppen aufgeteilt. Während die eine Gruppe aktiv im Garten arbeitete und von uns und den dm Mitarbeiterinnen unterstützt wurde, konnte sich die andere im Haus von der Gartenarbeit erholen und entspannen.

Wie lief der erste Aktionstag im Garten ab?

Bettina Sames: In der Früh wurden wir bereits herzlich von den Mitarbeitern und Klienten der Tagesstätte empfangen und durch die Einrichtung geführt. Danach ging es schnurstracks an die Arbeit, denn es war Regenwetter angesagt. Zuerst mussten wir das Fundament für die Hochbeete anlegen, also graben und schottern. Die Fundament-Steine der Hochbeete ins Lot zu bringen, damit die Hochbeete geradestehen, war eine besondere Herausforderung. Nachdem die Hochbeete mit Erde gefüllt waren, säten wir Karotten-, Spinat- und Radieschen-Samen. Anschließend entfernten wir gemeinsam mit den Klienten die Steinumrandung des alten Kräuterbeets. Danach gruben wir das Fundament für die neue Steinmauer und versetzten die Kräuterstöcke. Nach der anstrengenden, körperlichen Arbeit wurden wir von der Tagesstätte mit einem leckeren Mittagessen verköstigt. Durch das gemeinsame Essen lernten wir die Klienten und Mitarbeiter der Tagesstätte noch besser kennen. Als Überraschung gab es nachmittags einen selbstgebackenen Kuchen. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Klienten die Möglichkeit haben, selbst dabei zu sein und mitzuhelfen.

Wie unterscheidet sich die Gartenarbeit mit Menschen, die einen hohen Hilfsbedarf haben?

Astrid Fior: Unsere Klienten werden von uns angeleitet. Wir arbeiten daher viel mit Handführung und verbal über Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Im Vorfeld erklärten und besprachen wir gemeinsam, was wir im Garten tun werden und was wir dazu brauchen: passende Arbeitskleidung, geeignetes Werkzeug. Ebenso legten wir fest, wann wir Pausen machen wollten. So konnten wir auch die Vorlieben unserer Klienten berücksichtigen.

Was wird in den nächsten Monaten noch alles im Garten verändert oder neu gemacht?

Franz Warum: Der neue Garten ist ein echtes Gemeinschafts- und ein Ganzjahresprojekt. Es wird rund ums Jahr angebaut, gepflanzt und geerntet. Zusätzlich bauen wir ein neues Kräuterbeet mit Natursteinen, einen rollstuhlgerechten Pavillon mit Rosensträuchern und eine Schaukel für unsere Klienten. Der Garten soll einerseits die Arbeit mit der Natur fördern und andererseits auch ein Ort zum Entspannen sein.

Warum ist dieses Projekt Ihr dm Herzensprojekt?

Bettina Sames: Mir ist es wichtig, dass alle Menschen Zugang zu frischen Nahrungsmitteln haben und auch die Möglichkeit besitzen, Gemüse, Obst und Kräuter anzupflanzen. Ich habe selbst einen großen Garten mit zwei Hochbeeten und liebe alles Frische und Heimische. Als Waldpädagogin, Jägerin und Waldbesitzerin bin ich viel und sehr gerne in der Natur. Mit meiner Hilfe möchte ich den Menschen, die im Rollstuhl sind, diesen Kontakt zur Natur ermöglichen.

Was hat Ihnen und Ihren Klienten besonders an der gemeinsamen Arbeit mit den dm Mitarbeiterinnen gefallen?

Astrid Fior: Die Barriere des Kennenlernens wurde sehr schnell überwunden. Das miteinander Hand-in-Hand arbeiten, die vielen eigenen Ideen, das alles war sehr motivierend für unsere Klienten. Man hat gesehen, dass sich unsere Klienten über den Besuch und über die neuen Gesichter sehr freuten. Umgekehrt war es auch für die dm Mitarbeiterinnen, die die Tagesstätte zum ersten Mal besuchten, interessant: Sie waren erstaunt, wie viel im Alltag der Tagesstätte alles geschieht. Ihnen allen ein großes Dankeschön für ihr Engagement, ihre Offenheit, ihr Interesse an den Klienten und der Tagesstätte!

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