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Im Interview mit MMag. Barbara Baumgartner, Landesleiterin RAINBOWS Tirol


MMag. Barbara Baumgartner ist seit sieben Jahren bei RAINBOWS Tirol beruflich tätig und verantwortet als Landesleiterin ein Team von knapp 30 Gruppenleitern. Die Zusammenarbeit mit Unternehmen wie dm drogerie markt ist ihr aus mehreren Gründen wichtig: Einerseits ist der soziale Verein trotz Subventionierung durch die öffentliche Hand auch sehr auf finanzielle Unterstützung und Spenden von privaten Menschen und Unternehmen angewiesen. Andererseits ist es ihr ebenso ein großes Anliegen noch bekannter zu werden, damit alle Kinder und Familien, die in diesen stürmischen Zeiten Hilfe benötigen, diese auch erhalten. Im Interview erzählt sie, wie die Gruppenstunden bei RAINBOWS aussehen und wo die Herausforderungen liegen.

Wie laufen die einzelnen RAINBOWS-Gruppenstunden ab?

Jedes Jahr im März und im Oktober starten die neuen RAINBOWS-Gruppen in Tirol. Jetzt im Frühling sind ca. 100 Kinder und Jugendliche angemeldet, die ab sofort in 18 Gruppen in allen Regionen Tirols von speziell ausgebildeten Gruppenleitern betreut werden. Eine RAINBOWS-Gruppe besteht aus vier bis sechs Kindern. Diese Kleinstgruppen sind auch das wesentliche Merkmal von RAINBOWS.

Jedes Treffen beginnt mit einem Anfangs- oder Begrüßungsritual. Die einzelnen Gruppenstunden gliedern sich in drei Teile: Einstieg – Vertiefung – Ausklang. Die Treffen dauern je nach Alter der Kinder zwischen einer Stunde und eineinhalb Stunden. Im Zeitraum eines halben Jahres finden so insgesamt 12 wöchentliche Gruppentreffen statt. Jugendliche ab 14 Jahren treffen sich geblockt in fünf bis sechs Terminen und planen gemeinsam mit der Leitung ihre Aktivitäten. „Man fühlt sich in der Gruppe nicht so alleine mit seinem Schicksal, es sind auch andere da, denen es ähnlich geht", erzählt Lukas (12 Jahre).

Welche Aktivitäten werden angeboten?

Jugendliche brauchen dabei andere „Ausdrucksformen“ als kleine Kinder. Bei Jugendlichen ist das Reden miteinander zwar ein wichtiger Teil, der in die Gruppentreffen einfließt, es werden aber auch bewusst andere „Aktivitäten“, vor allem in der Natur, angeboten: Ein Lagerfeuer machen, um etwas zu verbrennen, oder am Fluss spielen, um etwas loszuschicken, haben dabei oft auch symbolischen Charakter und helfen bei der Verarbeitung der Trennung. Bei allen Aktivitäten geht es darum, auf individuelle Wünsche einzugehen und das Passende für das Kind zu finden. „In unseren RAINBOWS-Gruppen achten wir stark darauf, wo die Ressourcen der Kinder liegen. So können wir ihnen zeigen, was sie stark macht, wenn es in ihrem Leben mal stürmisch wird“, erklärt MMag. Barbara Baumgartner.




Was sind die Herausforderungen für die Gruppenleitungen?

Jedes Kind soll für seine Themen und Bedürfnisse Platz haben, deswegen werden die RAINBOWS-Gruppen sehr klein gehalten und von speziell ausgebildeten RAINBOWS-Gruppenleitungen begleitet. Eine Grundausbildung im psychosozialen oder pädagogischen Bereich sowie Erfahrung in der Arbeit mit Kindern sind Grundvoraussetzungen, um sich auf die unterschiedlichen Situationen und Themen der Kinder einstellen zu können.

Viele GruppenleiterInnen sind Therapeuten, Sozialarbeiter, Psychologen, Kindergärtner oder Lehrer, die in einem zusätzlichen RAINBOWS-Lehrgang mit einem großen Anteil an Selbsterfahrung ein breites Methodenkompendium (z. B. Rollenspiele) kennen und anwenden lernen. Neben den Vorbereitungen für die Gruppen-Aktivitäten müssen RAINBOWS-GruppenleiterInnen auch in der Lage sein zu improvisieren. Denn nur so können sie während einer Gruppeneinheit spontan und wirkungsvoll auf die individuellen Bedürfnisse und Themen der Kinder eingehen. Margit (8 Jahre) bringt die erfolgreiche Arbeit der Gruppenleiter auf den Punkt: „Alles hat mir gefallen. Nichts hat mir nicht gefallen.“

Wie werden die Eltern miteinbezogen?

Im Rahmen der RAINBOWS-Gruppe werden drei begleitende Elterngespräche durchgeführt. Um das Vertrauen der Kinder und Jugendlichen nicht zu enttäuschen, werden Informationen aus der RAINBOWS-Gruppe nur nach Absprache mit dem betroffenen Kind oder Jugendlichen an die Eltern weitergegeben. Das erste Treffen findet zu Beginn, das zweite nach der siebten Gruppeneinheit und das dritte am Ende statt. Bei diesen Gesprächen sind maximal zehn Elternteile – ohne Kinder – anwesend. Die Erfahrung zeigt, je jünger die Kinder sind, desto eher nehmen beide Elternteile am Gespräch teil. Sind die Kinder älter, kommt öfter mal nur ein Elternteil zum Gespräch. Im Jahr 2018 waren bei mehr als 80 % der Kinder beide Elternteile bei den Gesprächen anwesend.

In den Elterngesprächen lernen die Eltern(-teile) die Gruppenleitungen kennen, können konkrete Fragen stellen und sich mit anderen Eltern austauschen. Für Eltern(-teile), die nicht an den gemeinsamen Gesprächen teilnehmen können, bietet RAINBOWS Einzelgespräche an. Zudem werden weitere Unterstützungsangebote je nach Bedarf angeboten.

Ziel ist es, dass beide Eltern die gleichen Informationen erhalten und somit als gleichberechtigte Elternteile wahrgenommen werden. Dieses Vorgehen spiegelt die Haltung von RAINBOWS wider, dass Kinder auch nach einer Trennung / Scheidung zwei Elternteile haben, die sie beide lieben dürfen. MMag. Barbara Baumgartner fasst die Eltern-Kind-Beziehung so zusammen: „Nicht die Quantität sondern die Qualität der Beziehung ist entscheidend.“
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