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Interview mit Mag. Harald Jankovits

Mag. Harald Jankovits ist geschäftsführender Vorstand am Kinderhospiz Sterntalerhof. Er war maßgeblich an der wirtschaftlichen Entstehung wie Entwicklung des Vereins beteiligt und hat nachhaltige Strukturen in allen Bereichen aufgebaut, die er heute als Geschäftsführer verantworten darf.


Wie sieht der Arbeitsalltag als Geschäftsführer aus?
„Ich verstehe mich als ‚Dienstleister‘ für unsere Mitarbeiter und kümmere mich zuallererst darum, dass diese bestmögliche Rahmenbedingungen für ihre Arbeit haben und sich gut geleitet bzw. unterstützt fühlen. Denn all unser Tun dient der Arbeit mit den Familien, die sich uns anvertrauen. Daneben bin ich fürs Controlling zuständig, das heißt Belegerfassung, Cashflow-Analyse, Buchhaltung und Jahresabschluss mit den jährlich dazugehörigen Überprüfungen. Darüber hinaus leiste ich mit meinem Team regelmäßige Informations-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit. Ich gehe auf bestehende und mögliche neue Partner zu und bespreche mit ihnen, wie sie sich am besten am Sterntalerhof einbringen können. So helfen zum Beispiel DHL-Mitarbeiter regelmäßig ehrenamtlich in der Grünanlage mit, und von einer Firma aus dem Nachbarort erhalten wir Hackschnitzel für unsere Heizung. Weiters sind auch Benefizveranstaltungen wichtig. Ob Punschstand, Konzert oder Lauf – mit solchen Aktionen werden Menschen auf uns aufmerksam. Ganz wichtig sind mir Kooperationen und Partnerschaften. Für mich gilt es, das Netzwerk an Unterstützern Knoten für Knoten dichter zu knüpfen, um die Qualität des laufenden Betriebs langfristig erhalten zu können und unser Konzept schrittweise auszubauen. Und zu guter Letzt ist es unsere österreichweite SpenderInnen-Familie, die uns eine Freiheit schenkt, die wir nicht mehr missen möchten, nämlich uns ausschließlich an den Bedürfnissen den Familien orientieren zu können.“

Wie wurde der Sterntalerhof zu dem, was er heute ist?

„Das Konzept zum Sterntalerhof wurde von Seelsorger und Diakon Peter Kai entwickelt. Er hat in Kinderspitälern gearbeitet und dort erlebt, dass viele Familien überfordert sind, wenn sie nach der Behandlung ihres kranken Kindes wieder nach Hause müssen. Peter war der Ansicht, dass es einen Ort brauche, an dem Familien nach Abschluss medizinischer Behandlungen aufgefangen und zurück in den Alltag begleitet werden. Gemeinsam mit Regina Heimhilcher, einer engagierten Voltigiertrainerin, hat er Mitte der 90er Jahre mit der Entwicklung dieses einzigartigen Sozialprojekts begonnen. Die beiden haben einen kleinen Bauernhof im Südburgenland gekauft und begannen 1998 als unabhängiger mildtätiger gemeinnütziger Verein. Als es darum ging, die Infrastruktur auf die Beine zu stellen, kam ich ins Spiel und half zunächst ehrenamtlich, z. B. einen Computer zu organisieren, Heu zu besorgen, das Internet zum Laufen zu bringen etc. Ab 2005/2006 war es dann unser gemeinsames Ziel, den Sterntalerhof von einer idealistischen Privatinitiative zu einer professionellen Organisation zu entwickeln. Ich habe mich auf die Suche nach Menschen, Unternehmen und Organisationen gemacht, die sich am Sterntalerhof mit Know-how und auch finanziell einbringen können und wollen – und so haben wir Schritt für Schritt begonnen, unter Wahrung der mitmenschlichen Atmosphäre am Sterntalerhof professionelle Strukturen in allen Bereichen zu etablieren. Diesen Weg gehen wir seitdem behutsam, aber konsequent. Heute arbeiten 24 hauptamtliche Mitarbeiter als interdisziplinäres psychosoziales Team hier, daneben haben wir 24 ehrenamtliche Kinderhospizbegleiter und zahlreiche Spezialisten wie Physiotherapeuten, Masseure etc., die bei Bedarf mit einbezogen werden.“
Was ist für Sie das Besondere an der Arbeit mit Familien?

„Wir geben Familien das Gefühl, dass jemand da ist. An einem Ort, wo sie mit Menschen zu tun haben, die sowohl fachliche als auch zeitliche Ressourcen haben. Eine wesentliche Säule unseres Konzepts ist es, dass die ganze Familie im Mittelpunkt steht, nicht nur das erkrankte Kind. Wir begleiten also auch Geschwister und Eltern in einem geschützten intimen Rahmen, in dem jeder gleichwertig behandelt wird. Es ist besonders schön mitzuerleben, wie es unserem Team der Lebensbegleitung immer wieder gelingt, dass Familien ihren Weg in einen selbständigen Alltag zurückfinden. Das Team am Sterntalerhof arbeitet individuelle Therapiepläne aus, die Schwerpunkte variieren dabei von Familie zu Familie. Vom Seelsorger über Psychotherapeuten bis zur Sozialarbeiterin – gemeinsam mit Spezialisten kümmern wir uns um deren Stabilisierung und darum, dass Familien von sich aus wieder zu Kräften kommen.“

Was wünschen Sie sich für die kommenden Monate?

„Mein größter Wunsch ist es, dass wir bald einen passenden Standort für den zweiten Sterntalerhof in Tirol finden. Außerdem erhoffe ich mir, dass sich die Zusammenarbeit mit den regionalen Akteuren dort so positiv gestaltet, wie es im Burgenland der Fall ist. ‚Willst du Gott zum Lachen bringen, erzähl ihm von deinen Plänen‘ – das ist ein bisschen ein persönliches Lebensmotto von mir. Verstehen Sie mich nicht falsch: Einen professionellen Plan mit einem konkreten Ziel zu verfolgen ist gut und wichtig. Als genauso gut und wichtig erlebe ich es, auf dem Weg der Planumsetzung und Zielerreichung notwendigen Umwegen und ungeplanten Abzweigungen konstruktiv zu begegnen. Gerade auch im sozialen Bereich ist vieles nicht planbar. Hätte ich vor zehn Jahren den Sterntalerhof in seiner heutigen Dimension als Ziel definiert, wäre ich wohl von kaum jemandem ernst genommen und eher milde belächelt worden. Trotzdem haben wir vielen geschafft. Für den zweiten Standort wünsche ich mir, dass die richtigen Menschen zu uns finden, um auch diesen organisch wachsen zu sehen.“
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