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"Man will gebraucht werden"

Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um hier aktiv helfen zu können?


Die wichtigste Eigenschaft ist sicherlich die Freude an Kommunikation. Wer am Austausch und an Gesprächen mit anderen Menschen interessiert ist, ist bei den Brückenbauerinnen gut aufgehoben. Wenn diese Art von Ehrenamt auch noch als persönliche Kraftquelle empfunden wird, dann nimmt man nach so einem Einsatz in der Ambulanz auch viel für sich selbst mit. Das ist eine der häufigsten Rückmeldungen, die ich von unseren Ehrenamtlichen immer wieder bekomme.

Gab es auch schon schwierige Begegnungen?


Grundsätzlich kommt das im Alltagsleben ja überall vor und natürlich gibt es immer wieder Situationen, die nicht zur Zufriedenheit aller Beteiligten verlaufen, aber da gibt es ein gutes Mentorensystem und die Möglichkeit, jederzeit An- und Aussprache beim Team am Klinikum zu finden. Hier bleibt niemand unbegleitet oder wird mit Problemstellungen alleine gelassen.

Was hat es mit den vom LKH angebotenen Schulungen auf sich?


Ich persönlich habe noch keine Schulung besucht, aber wir arbeiten derzeit gerade an verschiedenen Themenbereichen für die Aus- und Weiterbildung unserer Teamleute. Wir möchten gerne über weitervertiefende Schulungen unsere Mitarbeiter in all ihren Interessen und Talenten stärken.

Nicole Prutsch, BA, ist stellvertretende Obfrau des Vereins Lichtblick und hat die Projektleitung der "Brückenbauerinnen" inne. Hauptberuflich ist die engagierte Ehrenamtliche als Referentin für Wissenschaftsprojekte im Amt der Steirischen Landesregierung tätig.

Interessierte könnten sich gerne unter www.vereinlichtblick.at melden!

Interview mit Projektleiterin Nicole Prutsch

Liebe Frau Prutsch, Sie selbst sind die Projektleiterin und zuständig für das Projekt „Helfen mit Herz“. Wie kam es zu dieser Projektidee?

Unser Verein Lichtblick hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen, die helfen wollen, und solche, die Hilfe brauchen, zusammenzubringen. Das klingt eigentlich sehr simpel, ist es aber nicht, denn die Tücke liegt im Detail. Hilfe zu geben ist nun mal viel leichter als Hilfe annehmen zu können. Das LKH Klinikum, d.h. Christia Tax [Anm.: Pflegedirektorin] ist mit der Idee, Ehrenamtliche in den Ambulanzen einzusetzen, zu uns gekommen und hat uns um Unterstützung gebeten. Gemeinsam haben wir dann begonnen zu wachsen, sprich Barrieren, Hindernisse, Hürden abzubauen und Brücken aufzubauen. Und so stehen wir derzeit bei 15 fixen Teammitgliedern, 250 Tagen Einsatz im Jahr mit über 3.000 Stunden ehrenamtlicher Leistung in aktuell drei Ambulanzen.

Wie wird man zur „Brückenbauerin“ in Ihrem Verein?

Dieses Ehrenamt ist eine sehr spezielle und wundervolle Aufgabe, die aber nicht auf jedermann oder –frau zugeschnitten ist. Zuallererst stehen das eigene Interesse und die Freude an dieser Art der Tätigkeit im Vordergrund. Über individuelle Schnuppertage und ein Mentorensystem versuchen wir dann die Eignung und Befähigung der interessierten Personen festzustellen. Wenn es dann für alle Seiten zur Zufriedenheit klappt, dann wird man ins Team aufgenommen und das Engagement kann beginnen.

Wie sieht eine Einheit als „Brückenbauerin“ aus? Gibt es einen geregelten Ablauf?

Kommunikation steht am Beginn und stellt die Basis all unserer Tätigkeiten dar. Gespräche, aber auch aktives Zuhören sind die Brücken, die wir anbieten und diese sollen helfen, Vertrauen aufzubauen. Mit unserem Einbegleitungssystem durch erfahrene Brückenbauerinnen lernen alle frischen Ehrenamtlichen sehr gut, sich in ihrer eigenen Rolle zu finden. Das ist ein sehr individueller Vorgang - man bekommt sehr schnell ein Gefühl dafür, ob manchmal mehr Gespräch nötig ist oder mehr an Zuhören gewollt wird. Und garantiert ist bei uns sicherlich eines: jeder Tag ist anders, jeder Patient ist anders, jede Situation eine neue Aufgabe. Unsere Brückenbauerinnen sind durch Namensschilder ausgewiesen und werden von den Patienten zum Teil bereits erkannt. Auch die Nachfrage von weiteren Ambulanzen steigt sehr stark.

Welche Begegnung hat Sie inspiriert oder zum Nachdenken angeregt?


Wenn ich unsere Brückenbauerinnen bei ihrem Einsatz beobachte, dann bin ich immer wieder aufs Neue erstaunt, wie selbstbewusst – also sich ihrer Stärken und Talente bewusst – diese Leute auf andere Personen zugehen. Eine Brückenbauerin hat sogar durch ihre Tätigkeit bei uns wieder frischen Lebensmut gewonnen und für sich eine ganz neue Lebensqualität und Freude entdeckt. Da habe ich mir erstmals gedacht, wir bräuchten viel mehr Möglichkeiten für Leute, die im Berufsleben nicht mehr voll gefordert sind und sich aber weiterhin sinnvoll wie aktiv in der Gesellschaft einbringen wollen. Das ist gerade im Hinblick auf eine hohe Lebenserwartung bei guter Gesundheit und lang anhaltender physischer und psychischer Mobilität ein Schlüsselfaktor für Zufriedenheit und Glück.

Warum würden Sie anderen Menschen empfehlen, sich freiwillig zu engagieren?


Wir erleben gerade bewegende Zeiten: Viele Menschen sind in „Bewegung“, verlassen ihre Heimat, ihre vertraute Umgebung und sind aus unterschiedlichsten Gründen und Motiven unterwegs, im Aufbruch, auf der Suche. Solche einschneidenden Veränderungen bringen Verunsicherung in vielen Bereichen des Lebens mit sich und das spürt man einfach. Das ist auch der Grund, selbst aktiv zu werden, weil es einfach ein Gebot unserer Zeit ist, nicht nur zu reden, sondern auch zu handeln. Ein weiterer Aspekt, der mir hier sehr wichtig erscheint, ist der Fakt, dass wir immer gesünder älter werden und uns nach sinnstiftenden Tätigkeiten sehnen. Man will gebraucht werden und man will sich selbst einbringen, mit all seinen Talenten, Begabungen, Ideen. Das bringt die größte Freude zu einem selbst zurück und erhält auch zusätzlich fit, jung und schließlich glücklich.

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