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"Ein Leuchtturmprojekt für ganz Österreich"

Gabriele Huber aus dem Diakoniewerk Salzburg ist zuständig für die Freiwilligenarbeit und Projektkoordinatorin von "Handy, Laptop und Co." – Österreichs erstem Projekt, das Jung und Alt wortwörtlich vernetzt. Für ein digitales Miteinander am Puls der Zeit. Im Interview verrät sie, wie das Projekt entstanden ist, was die Herausforderungen sind und welche Erfolge bislang erzielt werden konnten.


Liebe Frau Mag. Huber, wie sind Sie zu dem Projekt "Handy, Laptop und Co. – soziale Teilhabe durch digitale Verbundenheit gekommen?

"Schon vor Beginn der Pandemie zeigte sich in unserer Arbeit mit älteren Menschen im Besuchsdienst, dass das Interesse an digitaler Kommunikation zunahm. Einige äußerten den Wunsch, auf ein Smartphone umzusteigen, andere bekamen Geräte von den Angehörigen geschenkt, ohne sie wirklich benützen zu können. Es gab aber auch schon Freiwillige im Besuchsdienst, die den Kontakt durch digitale Kommunikation mit ihren Senior*innen aufrechterhielten. Auch für gehörbeeinträchtigte ältere Menschen wurde ein digitaler Austausch mit anderen immer wichtiger. So begannen wir im Diakoniewerk Salzburg nachzudenken, wie wir ältere Menschen bei ihren digitalen Bedürfnissen unterstützen können und riefen das Projekt ins Leben. Ziel des Projekts ist es ja, gerade ältere, psychisch kranke und armutsbetroffene Menschen, die zunehmend vom sogenannten 'Digitalisierungsschub“ ausgeschlossen sind, bei ihren individuellen digitalen Bedürfnissen durch Freiwillige zu unterstützen."


Was war oder ist die größte Herausforderung?

"Wir lernen in diesem Projekt tagtäglich. Fragen rund um den Vertrag, das Datenvolumen, zu viel oder zu wenig Hardwareausstattung, Vorkenntnisse, realistische Lernziel und Sicherheitsfragen müssen neben der eigentlichen Wissensvermittlung geklärt werden. Eine Herausforderung ist für die Freiwilligen auch die Hardware, so kennt sich beispielsweise nicht jeder Freiwillige mit Apple aus. Wichtig ist es auch, den älteren Menschen und den Freiwilligen zu vermitteln, wo die Grenzen des Projekts sind. Datenschutzfragen, vor allem der Umgang mit Passwörtern und sensiblen Daten gehören schon zuvor thematisiert. Auch Schulungen und Schulungsmaterialen sind sehr schnelllebig. Ältere Menschen verlassen sich gerne auf Dinge die schwarz auf weiß auf dem Papier stehen, das ist bei digitalem Wissen immer nur begrenzt möglich."


Warum die Zusammenarbeit mit dm?

"Ich finde, die Firmenphilosophie von dm passt sehr gut zum Diakoniewerk und zum Projekt. Die dm Initiative {miteinander} ist ein wunderbare Form, ein Firmenjubiläum zu begehen. Dank der Unterstützung von dm können viele ältere Menschen auf das Angebot aufmerksam gemacht werden und wir hoffen auch, dass zahlreiche dm-Kund*innen sich für ein freiwilliges, generationenübergreifendes Engagement im Projekt interessieren. Durch die finanzielle Unterstützung von dm konnten wir eine weitere Projektmitarbeiterin gewinnen, die Anfang Juni ihre Tätigkeit aufgenommen hat. Eine junge Mutter, noch in Karenz, unterstützt geringfügig bei freier Zeiteinteilung mich als Projektkoordinatorin."


Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

"Wir sehen dieses Projekt als Pilotprojekt, eigentlich als Leuchtturmprojekt für ganz Österreich. Für Salzburg wünschen wir uns, dass wir zukünftig dieses Angebot im gesamten Bundesland anbieten können. Wir haben die Vision einer Gesellschaft, in der niemand zurück bleiben darf auf diesem Weg der Digitalisierung."


Was ist das Besondere an der Arbeit mit älteren Menschen?

"Meist kommen bei den von uns Betreuten zwei Komponenten zusammen, die durch die Pandemie verstärkt wurden. Zahlreiche ältere Menschen leben sehr isoliert in ihren Wohnungen und sind von Einsamkeit betroffen. Zusehens stellen sie auch fest, dass sie in vielen Alltagssituationen an digitale Barrieren stoßen. Beim Smartphone, dem Internet oder auch beim Schreiben eines Mails brauchen sie Hilfe. Während der Pandemie haben sie Geräte von Angehörigen bekommen oder haben sich ein Gerät gekauft. Danach gehen sie auf Hilfesuche, aber in den Shops hat niemand Zeit, ihnen die Geräte zu erklären, auch die Angehörigen können und wollen dies oft nicht übernehmen und Kursangebote kommen für viele aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht in Frage. Abgesehen davon, dass diese während der Pandemie meist nur online stattfanden.

So bedurfte es eines Projekts, das sowohl der Einsamkeit entgegenwirkt, als auch das nötige digitale Know-how zu den älteren Menschen nach Hause bringt. Die Lösung sehen wir in einer regelmäßigen, aufsuchenden 1:1-IT-Unterstützung durch Freiwillige bei den älteren Menschen zu Hause. In den eigenen Wänden stellt man an die freiwilligen Helfer, ohne sich zu schämen, auch mehrmals dieselbe Frage. Man kann gemeinsam üben und es macht auch Spaß neue, meist jüngere Menschen kennenzulernen. Lernen im Alter und der Erwerb von digitalem Wissen macht ältere Menschen selbstsicherer und sie fühlen sich wieder mitten in der Gesellschaft, das bringt auch Vorteile für ihre Gesundheit."


Ihr schönstes Erlebnis im Zusammenhang mit dem Projekt bisher?

"
Das Projekt läuft ja erst seit wenigen Monaten, aber es ist für mich als Koordinatorin und Leitung ein einziges Erfolgserlebnis. Das gilt auch für die Freiwilligen und für die betreuten älteren Menschen. Es ist das stolze Strahlen in ihren Augen, wenn sie es schaffen, ihr erstes selbst aufgenommenes Bild an die Kinder in Deutschland zu schicken oder wenn sie beim Gedächtnistraining oder beim Yoga in ihrer 'alten' Gruppe online teilnehmen konnten. Manche haben mir freudig berichtet, dass sie nun erstmalig ein Mail an ein Amt schicken konnten und prompt eine Antwort zurückbekamen oder online etwa bestellt haben, das sie sonst mühsam nach Hause schleppen mussten. Die Schnelligkeit der Kommunikation und die Möglichkeiten sind für viele ältere Menschen faszinierend, wie auch die Überraschung, was ein solches Gerät alles so kann. Hilfreiche Apps im Alltag zu benützen, Sendungen im Radio nachzuhören, selbst gewählte Musik zu hören oder einfach nur im Internet Dinge zu suchen, die man schon immer wissen wollte. Eine Dame berichtete mir ganz erfreut, dass sie nun nicht mehr alles aufschreiben müsse. Die Idee, einfach ein Foto von Informationen oder Rezepten in der Zeitung machen zu können, sei für sie das Allerschönste."
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